Steinkreuze als Zeitzeugen

| Steinkreuze als Zeitzeugen

Die LAG Region an der Romantischen Straße hat wieder einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, die Spuren der Vergangenheit sichtbar zu machen. Am Dienstag, 3. September, wurden in Oberoestheim zwei geschichtsträchtige Steinkreuze enthüllt. Zahlreiche Gäste sind zur feierlichen Einweihung gekommen. 

“Es ist sehr wichtig, dass solche Zeitzeugen erhalten bleiben oder wiederbelebt werden - so dass auch die neuen Generationen, die Geschichten weitererzählen können”, betont Herbert Lindörfer, Vorsitzender der LAG Region an der Romantischen Straße, und weiter: “In Zeiten,  in denen alles unpersönlicher wird, sind solche Steinkreuze wichtige Botschafter.” Dieser Meinung ist auch Karlheinz Hornung, der das Projekt ins Rollen gebracht hat. “Das Scheintsberger Kreuz stand unbeachtet auf Privatgrund in einer Hecke. Immer wenn ich daran vorbeigekommen bin, habe ich mir gedacht, dass man unbedingt etwas unternehmen muss, damit der Stein nicht kaputt geht.” 

Mit Unterstützung der LAG wurde das Scheitsberger Kreuz nun auf öffentlichen Grund, in die Untere Bachgasse 22, versetzt. Dort ist es für alle Interessierten zugänglich. Bürger und Touristen haben die Möglichkeit, auch künftig die Geschichte am Ort des Geschehens zu erleben. Zudem wurde eine Infotafel angebracht, die darüber informiert, was es mit dem Kreuz auf sich hat.  

Das Scheitsberger Sühnekreuz erinnert nämlich an einen tragischen Vorfall, der sich im Jahr 1680 n. Chr. dort ereignet haben soll. Der Oestheimer Pfarrer Johann Hermann hatte mit dem aus Rothenburg stammenden Bader Adam Vogtherr einen heftigen Streit. Der Bader griff den Geistlichen an. “Und dann kamen die beiden Oestheimer Hans Scheintsberger und Wagner Müller dem Pfarrer zur Hilfe”, ergänzt Hornung, “In dem unübersichtlichen Handgemenge hat der Wagner aber ausversehen Scheintsberger mit dem Prügel erschlagen und deshalb musste er das Kreuz aufstellen.”  

Die Diebacher Bürgermeisterin Gabriele Hofacker bedankt sich bei dem Projektträger Karlheinz Hornung für sein überaus hohes bürgerliches Engagement: “Deine Ideen können wir immer gebrauchen. Und wir werden dich so gut wir können stets unterstützen.” 

Nach ein paar netten Worten und einem Glas Sekt geht es für die Besucher weiter im Fußmarsch Richtung Sportplatz. Dort wartet auch schon der nächste mit einem grünen Tuch verdeckte Stein auf seine Enthüllung: das sogenannte Knoblauchkreuz. “Leider handelt es sich hierbei nicht um das Original. Das Kreuz wurde entwendet und ist seitdem verschwunden”, erklärt Hornung. Aber mit Hilfe eines Fotos hat der Steinmetzmeister Wolfgang Klingert aus Insingen das Knoblauchkreuz detailgetreu nachgebildet. Die Replikation wurde in die Nähe des ursprünglichen Standorts gesetzt.  

Zu dem Steinkreuz gibt es verschiedene Sagen. Handwerksburschen, die sich dort gegenseitig umgebracht haben sollen oder ein heimtückischer Priestermord sind zwei davon. “Am wahrscheinlichsten ist aber die Sage über den Bauernanführer Lorenz Knoblauch. Der Rothenburger Gastwirt hat die andere Partei verraten und machte sich auch noch wegen Ehebruchs und Unzucht schuldig. Aus Rache sollen ihn die empörten Bauern zerstückelt haben”, informiert Hornung. Und weiter: “Geschichte ist wichtig. Wir sollten alte Dinge unbedingt hegen und pflegen.”  

Beim Knoblauchkreuz hat der Oestheimer allerdings noch ein ganz anderes Anliegen. Einem alten Brauch nach wurde der Stein früher als eine Art Totenrast bei Beerdigungen genutzt. Bei einer Überführung von Unteroestheim nach Oberoestheim wurde auf dem Kirchenweg an dieser Stelle angehalten und der Trauerzug betete ein Vaterunser, bevor er weiter zum Friedhof zog. “Bei meiner Frau wurde es das letzte Mal so gemacht. Ich wünsche mir, dass diese Tradition wiederaufgelebt wird. Das liegt mir wirklich sehr am Herzen.”  

Das lässt sich der Diebacher Pfarrer, Klaus Eberius, der sich auch unter den Besuchern befindet, nicht zweimal sagen und gibt an, dass er diese Tradition künftig gerne wieder aufgreifen wird.  

Mit einem gemeinsamen Vaterunser und einem Segen des Pfarrers findet der offizielle Teil der Einweihung sein Ende. Bei einem anschließenden gemütlichen Beisammensein mit Essen und Trinken klingt die Veranstaltung aus. 

Aus dem Fördertopf “Unterstützung Bürgerengagement” der LAG Region an der Romantischen Straße fließen in das Projekt “Scheitsberger Kreuz und Replikat Knoblauchkreuz” insgesamt 2.500 Euro.